Zwei Brüder und die Krypto-Anklage
Zwei Brüder, die beschuldigt werden, Ethereum im Wert von 25 Millionen Dollar gestohlen zu haben, haben diese Woche in einem Bundesgericht eine neuartige rechtliche Verteidigung vorgebracht: Ihr Fall müsse sofort abgewiesen werden, so ihre Argumentation, weil neue Krypto-Richtlinien des DOJ implizieren, dass das Eigentum, dessen sie beschuldigt werden, gestohlen zu haben, im Grunde genommen nicht als Eigentum betrachtet werden kann.
Anklage und Verteidigung
Letzten Frühling beschuldigte das DOJ Anton und James Pepaire-Bueno, zwei ausgebildete Programmierer des MIT, den Prozess, durch den das Ethereum-Netzwerk Transaktionen validiert, zu missbrauchen, um Millionen von Dollar in ETH von Händlern zu stehlen. Den Brüdern wurden zunächst Betrug und Verschwörung zur Geldwäsche vorgeworfen. Später kamen noch Anklagen wegen Verschwörung zum Empfang gestohlener Waren hinzu.
Diese Woche reichten die Anwälte der Brüder in einem Bundesgericht in Manhattan einen Antrag ein, in dem sie argumentieren, dass der gesamte Fall abgewiesen werden sollte. Ein Grund ist ein Memo des DOJ, das letzte Woche zirkulierte und die Neuauslegung der Krypto-Rechtslage unter der Trump-Administration darlegte. Unter anderem wurde das Krypto-Durchsetzungsteam des DOJ aufgelöst, und es wurde dargelegt, wie die Behörde die Verfolgung strafrechtlicher Fälle in mehreren Bereichen im Zusammenhang mit digitalen Vermögenswerten herunterfahren sollte.
Das DOJ-Memo und seine Implikationen
Die Anwälte der Pepaire-Bueno-Brüder heben besonders einen Abschnitt des Memos hervor, der erklärt, dass das DOJ “kein Regulierungsorgan für digitale Vermögenswerte” ist und “keine Verfahren oder Durchsetzungsmaßnahmen mehr verfolgen wird, die die Wirkung haben, regulatorische Vorgaben für digitale Vermögenswerte zu schaffen.”
Die Anwälte argumentieren nun, dass die anhaltende Weigerung des DOJ, sich zur Rechtsstellung verschiedener Krypto-Vermögenswerte zu äußern, bedeutet, dass die Staatsanwälte nicht länger behaupten können, die Pepaire-Bueno-Brüder hätten mehrere der ihnen vorgeworfenen Verbrechen begangen. Ein Anklagepunkt, dem die Brüder derzeit gegenüberstehen – Verschwörung zum Empfang gestohlener Waren – sei jetzt irrelevant, sagen die Anwälte.
Der Grund: Wenn das DOJ nicht klären kann, ob Krypto-Vermögenswerte Wertpapiere sind, können sie nicht behaupten, dass solche Vermögenswerte die rechtliche Definition von Eigentum erfüllen, unabhängig davon, ob sie gestohlen wurden oder nicht. Das ist jedenfalls das zentrale Argument.
Das DOJ lehnte es ab, zu dieser Geschichte Stellung zu nehmen, als es über die möglichen Vorzüge dieses Arguments befragt wurde.
Die Entscheidung des Bundesrichters und deren Auswirkungen
US-Bundesrichterin Jessica G.L. Clarke, die den Fall überwacht, wird nun entscheiden, ob sie dem Antrag der Angeklagten auf Abweisung ganz oder teilweise stattgeben soll. Seit dem Update der Richtlinien für digitale Vermögenswerte durch das DOJ gibt es Spekulationen darüber, was diese Entwicklung für laufende Strafsachen gegen Führungspersönlichkeiten der Branche bedeuten könnte.
Besonders bemerkenswert ist der laufende Fall gegen Roman Storm, einen Gründer des Krypto-Datenschutzdienstes Tornado Cash. Im Jahr 2023 wurde Storm von den US-Strafverfolgungsbehörden verhaftet und beschuldigt, Nordkorea dabei geholfen zu haben, Hunderte Millionen Dollar an digitalen Vermögenswerten zu waschen. Das letzte Woche veröffentlichte DOJ-Krypto-Memo beauftragte die Staatsanwälte jedoch, nur “Gegnergruppen” zu verfolgen, die Krypto verwenden, und “keine Maßnahmen gegen die Plattformen zu ergreifen, die von diesen Unternehmen zur Durchführung ihrer illegalen Aktivitäten genutzt werden.”
Laut einem Sprecher des DOJ ist der Fall Storm, so Decrypt, nach wie vor für einen Prozess diesen Sommer angesetzt.