Die Warnungen von Paolo Ardoino
Paolo Ardoino, der Geschäftsführer des USDT-Emittenten Tether, glaubt, dass viele europäische Banken in den kommenden Jahren „explodieren“ werden. In einem neuen Interview mit Pascal Hügli kritisiert Ardoino die Stablecoin-Vorschriften der Europäischen Union und argumentiert, dass diese das systemische Risiko für die Wirtschaft erhöhen, anstatt es zu verringern.
Szenario der Bankinsolvenzen
„Denken Sie daran: Ihre Regulierung hat uns dazu gedrängt, 60 % unserer Reserven in unversicherten Bareinlagen in Europa zu halten. Lassen Sie uns diese einfache Mathematik berechnen. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Marktkapitalisierung von 10 Milliarden Euro für Ihre Stablecoin in Europa. 60 % müssen in unversicherten Bareinlagen bei einer Bank gehalten werden. Unversicherte Bareinlagen bedeuten, dass die Bankversicherung in Europa nur 100.000 Euro beträgt. Nun, von diesen 6 Milliarden Euro wissen Sie, dass europäische Banken – alle Banken – mit Teilreserven arbeiten, sodass sie 90 % davon an Personen verleihen können, die ein Haus kaufen, ein Unternehmen gründen oder öffentliche Arbeiten finanzieren möchten. Also werden 5,4 Milliarden Euro von der Bank verliehen und 600 Millionen Euro werden gehalten.
Stellen Sie sich nun vor, dass Sie eine Einlösung von 20 % haben und somit 2 Milliarden Euro auszahlen müssen. Sie gehen zur Bank und sagen: „Ich möchte 2 Milliarden Euro.“ Die Bank antwortet: „Ich habe nur 600 Millionen Euro.“ Als Stablecoin-Emittent gehen Sie bankrott. Nicht aufgrund Ihres Handelns, sondern weil die Bank nicht in der Lage ist, den Betrag auszuzahlen. Infolgedessen geht die Bank bankrott, und Sie folgen ihr ins Verderben.“
Folgen der Regulierung
Ardoino hebt hervor, dass diese Vorschriften dazu gedacht sind, den Banken Liquidität zu verschaffen. Er behauptet, dass die großen Finanzinstitute in Europa nicht bereit sind, Stablecoins zu bedienen. Stablecoin-Emittenten, die sich an die EU-Vorschriften halten, werden daher gezwungen sein, auf kleinere Banken mit höheren Risiken zurückzugreifen. Laut Ardoino wird dieses Szenario zu einer Bankenkrise in Europa führen.
„Merken Sie sich meine Worte: Wie es bei der Silicon Valley Bank der Fall war, die, nebenbei bemerkt, 2023 fast insolvent war, werden auch europäische Banken mit ähnlichen Problemen konfrontiert sein. Viele Banken werden in den kommenden Jahren in Europa scheitern.“