Joey Bertschler und Volante Chain
Joey Bertschler, ein ehemaliger Mitarbeiter von OpenAI, entwickelt über sein neues Startup, Volante Chain, ein Krypto-gestütztes Entgeltzugangssystem. In einem Interview mit Cointelegraph während der German Blockchain & AI Week erklärte Bertschler, dass er bis zur Markteinführung von ChatGPT bei OpenAI tätig war und Business-Kunden dabei unterstützte, frühe KI-Tools zu nutzen.
Finanztechnologie und Zugang zu Löhnen
Später entschloss er sich, die Branche zu wechseln und sich auf Finanztechnologie zu konzentrieren, indem er eine blockchain-basierte Plattform schuf, die es Arbeitnehmern ermöglicht, am selben Tag Zugang zu ihrem Lohn zu erhalten. Volante ermöglicht es Angestellten bei teilnehmenden Unternehmen, ihren täglichen Lohn noch am selben Tag auszuzahlen, anstatt bis zum Ende des Monats warten zu müssen. Bertschler kritisierte die gegenwärtige Norm des „30-Tage-Wartezeitraums“, die besonders für Menschen, die von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck leben, eine große Einschränkung darstellt.
Die Plattform nutzt Blockchain-Technologie, um reibungsloses Record-Keeping in einem verifizierten Ledger zu ermöglichen und Kosten zu senken, was niedrigere Gebühren erlaubt, so Bertschler.
Künstliche Intelligenz im Zahlungssystem
Volante setzt außerdem auf künstliche Intelligzenz, um Arbeitgeberausfälle vorherzusagen und Risiken in Echtzeit zu bewerten. Bertschler beschrieb das System als hybrid: teilweise KI-gesteuert mit menschlicher Aufsicht und rechtlicher Überprüfung. Er erklärte, dass KI für die Mustererkennung und Entscheidungsunterstützung eingesetzt wird, jedoch nicht vollständig autonom agiert.
„Es gibt auch eine Teilautomatisierung – einige Anwälte sind beteiligt, und es gibt menschliche Aufsicht“,
sagte er.
Finanzierung und Zukunftspläne
Bertschler erklärte, dass Volante bisher etwa 2 Millionen US-Dollar von privaten Investoren gesammelt hat. Mit dieser Finanzierung erwartet er, dass das Unternehmen etwa fünf Jahre lang ohne weitere Kapitalzuflüsse auskommen kann, dank des schlanken Teams. Er gab an, Volante sei „in ein paar tausend Testnutzern in Vietnam und Japan im Einsatz“ und habe Pläne zur Expansion in der Zukunft. Derzeit befindet sich das Unternehmen in der Phase eines minimal funktionsfähigen Produkts und vergleicht es mit einer geschlossenen Beta.
Entscheidung für den Branchenwechsel
In Bezug auf seine Entscheidung, OpenAI zu verlassen und in die Fintech-Branche zu wechseln, führte Bertschler an, dass sich dies aus attraktiven Angeboten anderer Unternehmen sowie internen Richtlinien ergab, die ihm nicht zusagten. Als österreichischer Staatsbürger stellte er fest, dass nicht-US-Mitarbeiter eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten hätten und von Aktienoptionsplänen ausgeschlossen seien.
„Wir steckten ein wenig fest. Wir wurden fair bezahlt, erhielten aber keine Aktienoptionen und konnten in unseren Rollen nicht wirklich aufsteigen“,
erklärte er.
Er fügte hinzu, dass die geschlossene Kultur des Unternehmens es den Mitarbeitern nicht erlaubte, ihren Code auf GitHub zu präsentieren, was langfristige Karrieremöglichkeiten fördert:
„Ich habe viel Dokumentation geschrieben, aber mein Name steht nirgends. […] Man hat kein Portfolio, um das zu präsentieren, oder?“
Kritik an OpenAI
Bertschler äußerte sich kritisch über die aktuelle Entwicklung von OpenAI und meinte, das Unternehmen sei seit Microsofts Engagement intransparent und gewinnorientierter geworden. Er behauptete, das Verhalten von OpenAI sei nicht mehr mit den ursprünglichen Prinzipien vereinbar und könnte als „völlig geschlossene KI“ bezeichnet werden.
„Es verstößt sicherlich gegen viele der Gründungsprincipien.“
Neustrukturierung und gemeinnützige Unternehmenskultur
Berichten zufolge verhandelt Microsoft – der Hauptinvestor von OpenAI – derzeit über eine Neustrukturierung des Investitionsvertrags. OpenAI versucht, sich umzuorganisieren, um den Fokus auf die Gewinnmaximierung zu verlagern, was jedoch auf Widerstand von Mitbegründern wie Elon Musk und früheren Investoren stößt. Anfang Mai gab OpenAI bekannt, dass das Unternehmen die Umstellung auf ein rein gewinnorientiertes Modell aufgibt und stattdessen eine gemeinnützige Unternehmenskultur anstrebt. Diese Struktur würde rechtliche Verpflichtungen zur Erfüllung sozialer oder öffentlicher Ziele widerspiegeln und von einer gemeinnützigen Organisation kontrolliert werden.